Unsere Diskussion am Welternährungstag 19 basierte auf der These, dass eine giftfreie Land- und Ernährungswirtschaft in der Schweiz möglich wäre ohne unsere Umweltverschmutzung zu exportieren , wenn die Prinzipien von Agrarökologie angewandt werden. Dazu brauchen wir eine nachhaltige, umsetzbare Ernährungsstrategie und fordern Transparenz für die Konsument.innen auf der ganzen Lebensmittelkette.
Gruppendiskussion mit Michel Roux (Mrix.ch und Ernährungsforum Züri), zusammengefasst von Christine Hürlimann (agrarinfo.ch):
Agrarökologie wird deshalb so breit unterstützt, weil das Konzept die soziale, ökologische und wirtschaftliche Dimensionen der Nachhaltigkeit berücksichtigt. Die Diskussionsgruppe „Ökonomie“ ging von der These aus, dass Innovation möglich ist und deshalb eine ökologisch und sozial nachhaltige Landwirtschaft in der Schweiz durchaus machbar, wenn die 10 a/grarökologischen Prinzipien der FAO beachtet werden. Aber wirtschaftlich nachhaltig kann die Landwirtschaft im aktuellen Wirtschaftssystem nicht werden. Die Lösung zu einer wirtschaftlich nachhaltigen Landwirtschaft liegt ausserhalb des aktuellen Systems. Stakeholders um aus dieser Wirtschaftswachstumsspirale auszubrechen und das System zu ändern sind wir alle, entlang der ganzen Wertschöpfungskette von den Produzent.inn.en, über Verarbeiter.innen, und Verteiler.innen, bis zu den Konsument.inn.en.
Die Gruppe identifizierte zwei Hauptprobleme und formulierte daraus zwei Forderungen:
- Die Nahrungsmittel sind zu billig, die Preise decken die wahren Kosten nicht. Das ist nicht nachhaltig. Die Wertschöpfung liegt fast nur in der Verarbeitung und im Vertrieb. Durch eine wirtschaftliche Umschichtung „zurück“, weg vom hohen Input, weg von komplizierter Verarbeitung und langen Wegen, können die externen Kosten reduziert werden. Als Konsequenz werden weniger synthetische Produkte benutzt, die Wege und Zwischenstationen verkürzt, die Produkte weniger verarbeitet und mit weniger Zusatzstoffen belastet. Das wiederum führt zum Rückgang der Kosten für Volksgesundheit und Umwelt. Somit wird mehr Geld frei für die Nahrungsmittel selber! Doch wir machen uns keine Illusionen: kein „grossen Player“ ändert sein Geschäftsmodell freiwillig und die öffentliche Diskussion schafft es nicht, die Industrie zu übertönen. Braucht es einen neuen Leistungsauftrag in der Bundesverfassung, damit eine nachhaltige Ernährungsstrategie auch umgesetzt werden kann?
Wir fordern eine eine nachhaltige, umsetzbare Ernährungsstrategie.
- Agrarökologie ist nur ein „nice to have“, dabei müssen wir – um wirtschaftlich nachhaltig zu werden – dringend das System umbauen und nebst unseren Ess- auch unsere Produktionsgewohnheiten ändern. Der dazu nötige Investitionsschub muss auch wieder amortisiert werden… Agrarökologie fördert schlanke Lebensmittelketten, transparent und „erlebbar“. Das schafft auch Vertrauen und Vertrauen wiederum steigert die Preisbereitschaft. In andern Worten: Sollen die Preise kostendeckend und damit die Nahrungsmittelproduktion wirtschaftlich nachhaltig werden, muss die ganze Lebensmittelkette geändert und durchschaubar gemacht werden. Aber, einmal mehr: da die allerwenigsten gewinnorientierte Betriebe ihr Geschäftsmodell freiwillig anpassen muss Agrarökologie gesetzlich verankert werden.
Wir fordern Transparenz für die Konsumenten auf der ganzen Lebensmittelkette.
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